GUYLAINE LE LOARER
Leiterin Forschung & Entwicklung
Der Säureschutzmantel der äußeren Hautschicht – auch Mikrobiom genannt – trägt aktiv zum Schutz vor äußeren Umwelteinflüssen bei. Umgangssprachlich wird in diesem Kontext von der Hautflora gesprochen. Dieser Begriff ist allerdings veraltet. Erfahrt in diesem Beitrag, wie ihr das Mikrobiom eurer Haut aufbauen könnt, welche Aufgaben es hat und warum es bei eurer täglichen Hautpflege nicht fehlen sollte.
Was ist das Mikrobiom der Haut?
Die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die auf der Epidermis – der äußeren Hautschicht – sowie in unseren Poren und Haarfollikeln leben, wird als Mikrobiom bezeichnet. Dort leben Bakterien, Viren und auch Pilze, sogenannte Mikroben, in Symbiose mit der Haut zusammen. Das klingt im ersten Moment vielleicht widersprüchlich, aber ihr benötigt diese Mikroben, um gesund zu bleiben. Sie bilden einen Schutzpanzer um eure Haut und schützen sie vor äußeren Einflüssen.
Vor welchen Hauterkrankungen schützt ein gesundes Mikrobiom auf der Haut?
Ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen den Bakterien, Pilzen und Viren des Mikrobioms sowie ein stabiler pH-Wert sind das A und O einer intakten Hautschutzbarriere. Ist das Gleichgewicht eurer Hautflora gestört, dann ist die äußere Hautschicht nicht mehr ausreichend vor externen Einflüssen geschützt.
Welche Hauterkrankungen lassen sich im Speziellen auf ein geschädigtes Mikrobiom zurückführen?
- Akne: An der Entstehung von Akne ist ein Keim mit dem Namen Cutibacterium acnes maßgeblich beteiligt. Obwohl dieser Keim ein wichtiger Teil unseres gesunden Hautmikrobioms ist, kann sich bei gestörtem Säureschutzmantel der Haut das Gleichgewicht zwischen „guten” und „bösen” C. acnes Bakterien verschieben und Entzündungen in den Talgdrüsenfollikeln auslösen.
- Impetigo: Diese oberflächliche Hautinfektion wird durch das Bakterium Staphylococcus aureus oder Gruppe A Streptokokken ausgelöst und verursacht entzündete Bläschen, vor allem im Gesicht. Diese Hauterkrankung tritt besonders häufig bei Kindern auf.
- Neurodermitis: Das Mikrobiom der Haut weist bei Neurodermitis im Bereich der Ekzeme eine andere Struktur als an gesunden Hautstellen auf. Der Hautschutzbarriere fehlt es an der nötigen Bakterienvielfalt, um die Haut ausreichend zu schützen. Auch spielen Keime wie S. aureus eine tragende Rolle bei der Entzündung.
Was schädigt das Mikrobiom der Haut?
Der Säureschutzmantel eurer Haut hat die Aufgabe, euch vor äußeren Umwelteinflüssen wie beispielsweise Keimen zu schützen. Allerdings gibt es einige Faktoren, vor denen auch das Mikrobiom der Haut kapituliert.
- Stress: Plötzliche Stresssituationen sorgen im Körper für einen Alarmzustand, in dem alle Systeme auf Hochtouren laufen. In kurzen Phasen kommt euer Körper damit gut zurecht. Seid ihr aber über eine längere Phase großem Stress ausgesetzt, wirkt sich das auf das Mikrobiom der Haut aus. Das hauteigene Immunsystem wird geschwächt und das Gleichgewicht der Hautmikroben gerät durcheinander.
- UV-Strahlung: Die ultraviolette Strahlung der Sonne ist für das menschliche Auge nicht sichtbar, aber sie belastet eure Haut stark. Längere Belastungen durch UV-Strahlung schädigen eure Hautflora spürbar und bringen das symbiotische Verhältnis zwischen Hautzellen und Mikroben durcheinander.
- Medikamente: Arzneimittelunverträglichkeiten sind in manchen Situationen das notwendige Übel, um eine Erkrankung erfolgreich zu behandeln. Auch eure Haut kann auf bestimmte Medikamente mit Ausschlägen oder Juckreiz reagieren. Dies passiert nicht selten bei der Medikation mit Antibiotika, da diese eine starke Wirksamkeit gegen Bakterien aufweist und dabei nicht zwischen guten und schlechten Bakterien unterscheidet.
- Ungeeignete Pflegeprodukte: Nicht jede Pflegeserie ist für jeden Hauttyp geeignet. So ist beispielsweise eine Gesichtspflege mit entfettender Wirkung für normale bis trockene Haut nicht empfehlenswert, denn sie entzieht eurer Haut noch mehr Feuchtigkeit. Produkte mit nachfettender Wirkung sind dagegen bei Mischhaut und fettiger Haut ungeeignet, da diese die sowieso schon starke Talgproduktion eurer Poren anregen. Das erhöht wiederum die Wahrscheinlichkeit der Pickelbildung. Diese kleinen Entzündungsherde belasten das Mikrobiom der Haut und stören sein Gleichgewicht.
- Häufiges Waschen: Tägliches Duschen, intensive Vollbäder und ständiges Händewaschen schwemmt den Hauttalg vom Körper, was in Kombination mit Seife noch zusätzlich verstärkt wird. Dieses Fett wirkt normalerweise wie eine Art Kleber zwischen den Hornzellen der Haut. Wird es ständig weggewaschen, wird eure Haut durchlässiger für eindringende Keime. Zusätzlich sorgt Seife auch dafür, dass die guten Bakterien des Mikrobioms abgetötet werden. Das Resultat ist ein geschädigter Säureschutzmantel und eine für Infektionen anfällige Haut.
- Übermäßiges Desinfizieren: Während bei der Benutzung von Seife noch ein Großteil der guten Mikroben auf der Haut eine Überlebenschance haben, vernichtet Desinfektionsmittel von Bakterien über Pilze bis zu Viren fast alles mikrobische Leben auf eurer äußeren Hautschicht. Hat die Schutzbarriere der Haut keine Gelegenheit, sich von der Anwendung solch aggressiver Mittel zu erholen, gerät das Mikrobiom spürbar aus dem Gleichgewicht.
- Unausgewogene Ernährung: Eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung liefert eurem Körper alle Nährstoffe, die er benötigt. Zwar gibt es nur wenige wissenschaftliche Studien darüber, die die Ernährung und den Hautzustand in Zusammenhang setzen, allerdings gibt es deutliche Hinweise darauf. So soll beispielsweise ein übermäßiger Konsum von Zucker, Milchprodukten und kalorienreichen Lebensmittel die Pickelbildung begünstigen.
Wie könnt ihr das Mikrobiom eurer Haut schützen?
Vorsorge ist der beste Schutz vor Schäden und einem Ungleichgewicht des Mikrobioms. Verbessern könnt ihr die Mikrobenvielfalt, indem ihr die potenziell schädlichen Faktoren für eure Epidermis so weit reduziert wie möglich.
Mit folgenden Maßnahmen könnt ihr aktiv zur Gesundheit eurer Haut beitragen:
- Stress reduzieren
- Ausreichend schlafen
- Mittagssonne und übermäßiges Sonnenbaden meiden
- Bei längerer Sonnenexposition (je nach Hauttyp, mehr als 10 Minuten) Sonnenschutz auftragen
- Ausgewogen ernähren
- Pflegeprodukte bewusst auswählen
- Hände nur bei Bedarf waschen und desinfizieren
- Strapazierte Haut nur mit gut ausgewählter, milder Kosmetik pflegen
So lässt sich das Mikrobiom auf der Haut wieder aufbauen
Falls das Mikrobiom eurer Haut irritiert ist, solltet ihr zu sanften Pflege- und Reinigungsprodukten greifen, um seine natürliche Balance und den pH-Wert wiederherzustellen. Hochwertige Inhaltsstoffe wie Sheabutter oder Aloe vera unterstützen die Haut dabei, ihr Gleichgewicht wiederzufinden.
Mikrobiomfreundliche Hautpflege entdecken
Durch einen gesunden Lebensstil mit viel Bewegung und einer ausgewogenen Ernährung ist es außerdem möglich, eine bereits geschädigte Hautflora wieder aufzubauen. Zudem solltet ihr bei der Wahl von Kosmetika auf möglichst Mikrobiom-freundliche Produkte wie unser Mikrobiom-freundliches Make-up setzen. Bei starken Hautproblemen ist es ratsam, in einer dermatologischen Praxis vorstellig zu werden und euch medizinisch beraten zu lassen.
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